Das Unwahrscheinliche kann immer eintreten, aber bis es so weit ist, bleibt es eben doch – unwahrscheinlich. Schon wieder! Gestern beim Spielen hatte ich so ein gutes Gefühl, ich war wieder einmal draußen, es machte riesigen Spaß. Heute aber ist dieses Gefühl dahin. Wieder spüre ich diesen schrecklichen Schmerz, der mich zum Pausieren zwingt. Experten sind sich einig, wer einst einen Tennis und/oder Golferarm hatte, bringt ihn nur in den seltensten Fällen wieder weg. Doch was steckt hinter diesem mystischen Tennis bzw. Golferarm – woher kommt er, wie bringe ich ihn schnellstmöglich weg, wie bekämpfe ich ihn, welche Symptome …
Fragen über Fragen – Anbei die Antworten
Was ist ein Tennis bzw. Golfarm?
Von einem Tennis- bzw. Golferarm spricht man dann, wenn eine Reizung mit Schmerzen an Muskelursprüngen in der Ellbogengegend vorliegt – Überbelastung, keine Entzündung! Beim Tennisarm sind die „Strecker“ von Handgelenk und Fingern an der Außenseite des Ellbogens (Daumenseite) betroffen.Beim Golferarm hingegen die „Beuger“ von Handgelenk und Fingern an der Innenseite (Kleinfingerseite).
Die Bezeichnung „Epicondylitis“ beschreibt den „Arm“, den niemand haben will. Doch nicht nur beim Golf oder beim Tennis kann eine solche „Entzündung“, die eigentlich keine ist, entstehen. Manch einer ist auch beim Boxen, Schneeschaufeln, Gitarrespielen ausgeflippt. Die Schmerzen entstehen typischerweise bei folgenden Bewegungen.
Tennisarm:
– Strecken des Handgelenks oder einzelner Finger, vor allem gegen Widerstand
– Hochheben von Gegenständen, manchmal schon von der Kaffeetasse oder einem Stift
– Händeschütteln
– Drehung des Handgelenks
Golferarm:
– Beugung des Handgelenks oder der Finger, vor allem gegen Widerstand
– Faustschluss
– Hochheben von Gegenständen, manchmal schon von der Kaffeetasse oder einem Stift
Außerdem kann es zu Schmerzen beim Strecken des Ellenbogens und zur Kraftminderung kommen. Oft kann der Schmerz durch Druck auf die betroffene Stelle am Ellenbogen ausgelöst werden, beim Tennisellenbogen findet man diese auf der Daumenseite, beim Golferellenbogen auf der Kleinfingerseite.
Erstmaßnahmen
Minimieren Sie am Anfang die auslösende Belastung, vor allem wenn die Beschwerden von gleichförmigen Bewegungen ausgelöst wurden. Beginnen Sie möglichst schnell mit den Dehnübungen. Übermäßiges Schonen ist allerdings nicht nötig, benutzen Sie Ihren Arm ganz normal, auch wenn es schmerzt.
Dehnübungen
Die Dehnung sollte 1‐2 Minuten ohne Wippen gehalten werden. Es darf ziehen, aber sollte nicht schmerzen. Anfangs sollte man sich erst herantasten. Führen Sie die Dehnübungen mehrmals am Tag aus, ca. 10 bis 20 Mal. Oft lässt der Schmerz direkt nach dem Dehnen deutlich nach.
Tipp
Es darf im Unterarmmuskel, der zwischen Mittelfinger und Ellenbogen verläuft und der sich auf dem Unterarm sichtbar bewegt richtig Ziehen, dann weiß man, dass die Dehnung an der richtigen Stelle wirkt. Wenn man aber zerrt und reißt und es stark schmerzt, weil man denkt, so gehe es schneller voran, kann es auch mal einen kleinen Rückfall geben. Lieber Dehnung länger halten, als zu viel Schmerzen. Es darf eine Minute nach dem Dehnen nicht mehr schmerzen, als vor dem Dehnen sonst war’s zu massiv. Nun generell ist es aber nicht extrem kritisch, wichtig ist, dass man überhaupt regelmäßig dehnt, den Rest merkst du von alleine. Absolut Handgelenkschonend ist eigentlich nur das Stangenhängen!
Therapieformen zur Entlastung
In den früheren Zeiten war die gängigste aller Behandlungsformen das Ruhigstellen. Der gestempelte Strumpf dürfte älteren Lesern noch bekannt sein. Diese Methode beinhaltete einen Strumpf, der über den Arm gezogen und mit „Leukoplast“ festgebunden wurde. Anschließend kam ein Stempel auf den Verband und wurde ein paar Wochen über der Hand gelassen. Immerhin ist der Tennisarm eine Überlastungsverletzung, sodass Ruhigstellen durchaus sinnvoll sein kann. Heutzutage wird diese Form der Behandlung aber immer weniger und es kommen immer mehr alternative Behandlungsformen zum Einsatz. Beispielsweise helfen Kortisonspritzen sehr schnell und unkompliziert. Der Schmerz nimmt hier allerdings meist erst zu, um dann schnell abzuflauen. Studien zeigten jedoch, dass die Behandlung mit Kortison nicht sehr nachhaltig ist. Krankengymnastik und Massage der betroffenen Stellen sind zwar langsamer, aber auch gründlicher und effektiver. Wer nebenbei noch entzündungshemmende Medikamente oder Salben benutzt, dem ist natürlich auch gut geholfen.
Dauer der Genesung
Kaum zu beantworten. In der Regel dauert es Monate, bis die Schmerzen nachlassen. Andere sprechen von einem Erfolg nach zwei Wochen.
Vorbeugen
Die Technik machts. Achtet man auf eine korrekte Schlagtechnik, dann ist man noch am ehesten „safe“. Darum sind auch viele Hobbysportler betroffen, da Sie meist nur ab und zu spielen, und diese Bewegungen nicht gewohnt sind. Harte Arbeit lohnt sich ebenfalls. Regelmäßiges Krafttraining beugt viele Schmerzen vor.
Tennisschläger bzw. Golfschläger trägt Mitschuld
Der klassische Fehleinkauf. Bei Händlern sollte man aufpassen. Verkaufszahlen sind wichtiger, als die persönliche Gesundheit. Vielfach kauft man einen Schläger, der aus „Designgründen“ attraktiv ist. Zu schwere Schläger gelten bei beiden Sportarten als Gründe für den jeweiligen Schmerz. Also lieber testen und dann kaufen.
Erfahrungsbericht eines Mountainbike-Profis
Ich habe es nie geglaubt, es kann auch bei anderen Sportarten auftauchen; ich selbst bin Radsportler und musste mich auch schon damit herumplagen. Bei der Epicondolitis ist der Ansatz der Außensehne am Ellenbogen durch Überbeanspruchung (harte Rückstöße beim Tennis und / oder Golfen), falsche Grifftechnik oder ungewohnte Bewegung entzündet – dadurch entsteht auch der Schmerz.
Eine Vorbeugung durch vorsichtige Steigerung der Belastung ist ratsam, denn die Heilung war langwierig. Diese erfolgt durch Entlastung des Sehnenansatzes durch eine Spange, die an der Elle kurz vor dem Bogen gesetzt wird. Somit wird die Sehne quasi verkürzt. Bei mir hat es fast ein Jahr gedauert, bis die Schmerzen weg waren. Allerdings habe ich zunächst Cortisonspritzen bekommen, die nicht wirklich geholfen haben, sondern nur die Schmerzen vorübergehend beseitigt haben. Seid vorsichtig!
Text von Lorenz Feierle (ETA Social Media)